Schuhe.

 

Lange hatten die neuen Lederschuhe die Fersen wundgescheuert und Hühneraugen auf dem kleinen Zeh hinterlassen. Doch eines Morgens wirkte es, als würden sie endlich einbrechen, die starren ledernen Wände sich an die Fusskanten schmiegen, die Sohle statt sich starr gegen den Fuss zu stemmen sich nun in einer fliessenden Bewegung weich zwischen Ferse und Boden legen.
Ein paar Lippen fand ein anderes Paar. Sie schmiegten sich aneinander.
Es war, als gingen die Schritte nun vorwärts, statt auf der Stelle zu treten oder gar rückwärts zu drängen. Die Schritte fielen nun leichter, als die wundgescheuerten Fersen zu heilen begannen.
Zungen umschlangen einander.
Es war, als würde man in Schuhe schlüpfen, die man schon seit Jahren, Jahrzehnten trug. Das einzige Paar, das WIRKLICH passte, weil es durch unzählige Schritte geformt wurde, jeden Schritt der Füsse bereits vorausahnte, ein bisschen schräg nach innen.
Blicke fanden einander, als Haut auf Haut schmiegte, waren beide ein wenig Fuss – und ein wenig Schuh.