1Als Bunker werden schützende Bauwerke bezeichnet, die die Insassen oder die Umgebung vor direkter Gefährdung bewahren. Hierzu gehören die direkte Einwirkung von Waffen, der Schutz von Personen vor Gefahrstoffen beziehungsweise die Eindämmung von Gefahrstoffen. Ihre Schutzwirkung wird in verschiedenen Schutzklassen klassifiziert.
Quelle

Grenzzäune.

Wir sitzen gemeinsam auf dem Liegestuhl, sie die Beine angewinkelt, ich lehne mit dem Rücken gegen ihre Waden. Da schiebt sie ihre Füsse unter meinen Po und bewegt sie. Ich weiss  nicht, warum ich nicht weggehe. Warum ich es zulasse. Sie fragt: "wird dir nicht... anders?" Das ist vielleicht der Moment, in dem sich am deutlichsten zeigt, wie sehr diese Beziehung von heruntergerissenen Grenzzäunen lebt. Es wird nicht gewartet an dem Zaun, geschaut, ob das Tor geöffnet wird.

Manchmal gibt es Geschenke, häufiger gibt es trojanische Pferde. Eine Beziehung, in der du auf der Hut sein musst. Eine Beziehung, in der du in jeder Ecke und jeder Nische eine Handgranate vermutest, eine Bombe mit Fernauslöser – oder auch nur ein Reissnagel, leicht versteckt hinter ein paar Teppichfransen platziert.

Du zuckst innerlich zusammen – und verharrst in diesem zusammengezuckten Zustand. Über Jahre. Jahrzehnte. Deine Fusssohlen, taub geworden, spüren die Stiche schon gar nicht mehr. Sie spüren aber auch nicht das warmwohlige Umschliessen der Schuhe oder die kühle Frische des Wassers, in das sie getaucht werden. Irgendwann kaufe ich mir Schuhe. Irgendwelche. Den tauben Füssen ist es egal, ob die Schuhe passen1 oder nicht.

Du willst es so. Denn das Erwachen hiesse, die Stiche zu fühlen, die Schürfwunden, die Narbe am Knie. Alle miteinander, auf einmal, als Orchester des Schmerzes. Und was passierst dann mit der Beziehung? Ich hab doch sonst niemanden. Ich trau mich doch nicht raus aus dem Dorf raus, in dem ich aufgewachsen bin. Ich kann doch nirgendwohin. Es wird Jahre dauern, bis ich den Schritt wage. Und fünfzehn Jahre später siehst du die Unfassbarkeit dieser Beziehung, nachdem du die Wunden versorgt hast und die meisten sauber verheilt sind, und die Beziehung wie so ein riesiger Elephant im Raum steht, beinahe durch den Fussboden zu brechen droht. Ich füttere ihn gedankenloren mit etwas Gras, während ich am Kaffee nippe.

"Ich mag dieses Wochenende alleine verbringen", sage ich.
"Jetzt habe ich schon Essen für uns beide gekauft. Aber gut, dann friere ich das halt ein." Sie klingt verbittert.
Sie versteht nicht. Sie versteht seit Jahrzehnten nicht, warum die Menschen immer weggehen. Ob sie die Grenzzäune einfach nicht sehen kann, weiss ich nicht. Oder ob sie sich entscheidet, sie zu ignorieren. Nur eins weiss ich: nachdem ich mühsam die Zäune aufgerichtet und repariert habe, mag ich nicht mehr. Nachdem ich sehe, wie viele der Zäune heruntergerissen waren, halte ich ihre Nähe nicht mehr aus. Zu gross die Angst, dass sich das wiederholt. Ich gehe.