Die Stille.
Die Menschen, die herumzappeln mit ihren Beinen wie Insekten, die man auf den Rücken gelegt hat Das Gezucke und Gezapple, ihre Blicke, die umherschweifen, ihre Glieder, die ganze Sätze und Wörter formen. Und mitten in diesem ohrenbetäubenden Lärm: ich.
Wie halten die Menschen diesen Lärm nur aus? Wie können sie auch nur einen geraden Gedanken denken, während es um sie herum zappelt und zuckt und dreht und gelenkt? Nur die Augen zu schliessen verschafft für einen Moment Stille1. Nun ist es das Geschnatter ihrer Münder, das das Gehör erfüllt. Ein Schnalzen hier, ein Räuspern da, ein schweres Seufzen, das sich im zwei-Sekunden-Takt wiederholt. Die Kopfhörer aufgesetzt.
Wenigstens ist die Musik ein selbstgewähltes Schicksal. Da dringt ein zarter Duft nach Schweiss, ein Eau de Toilette und eine Spur Koffein an die Nase. Ein penetrantes Parfum zieht vorbei. Der Teppich riecht aus jeder Franse. Und der Holzboden vibriert leicht unter den Schritten der Vorbeigehenden.
Die Häärchen auf den eigenen Armen stellen sich auf und verursachen ein Ameisenlaufen auf der Haut – ganze Kolonien krabbeln über die Arme und Beine, über den Nacken2, der Puls donnert durch die Venen, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht reissen, die Muskeln vibrieren und der Atem stockt. Und Stille – das Wort ist eine ferne Erinnerung. Wie etwas, das vor vielen Jahren einmal war. Eine Fata Morgana, die verschwindet, sobald man sich ihr zu nähern versucht.
Und manchmal, da wünschte ich, Astronautin zu sein und vom Weltall aus dieses Krabbeln und Wuseln zu betrachten. Und die Stille des Vakuums zu geniessen.